Ein kleines Geschenk, das alles ins Rollen brachte
Ich wollte sie eigentlich den Hühnern geben ...
Ein kleines Dankeschön für meine große Bestellung von alten Getreidesorten-Körnern flatterte ins Haus – 250 g geflockter Urdinkel, liebevoll verpackt von meinen Lieblings-Getreidehändlern, den Urkornpuristen*. Hochwertig, zwar nicht zertifiziert, aber dennoch bio, aus einem Familienbetrieb, dessen Philosophie ich wirklich schätze. Klingt erstmal super, oder?
Aber ich stand da, hielt die Tüte in der Hand – und wusste nicht wohin damit. Denn fertige Flocken passen seit Jahren nicht mehr in mein Ernährungskonzept. In meinen Vorträgen und Beratungen erzähle ich immer wieder, warum frisch gemahlenes, geschrotetes oder geflocktes Getreide so wichtig ist. Und warum gekaufte Mehle, selbst Vollkornmehl oder handelsübliche Haferflocken, oft nur leere Hüllen sind. Keine Enzyme mehr. Keine Vitamine. Keine lebendige Kraft.
Also ab zu den Hühnern? Die bekommen bei mir immerhin auch nur ganze oder frisch geschrotete Körner, gemischt mit Gemüse. Auch Tiere brauchen, um gesund zu bleiben, lebendige Nahrung und keine leeren Kohlehydrate. Aber irgendwie war mir das zu schade. Es war mit Sicherheit sehr lieb gemeint.
Und dann erinnerte ich mich an ein Experiment, das ich meinen Klienten und Kursteilnehmern gern zeige, wenn’s um den Unterschied zwischen frischen und fertigen Flocken geht. Ganz einfach, ganz eindrücklich – und mit einer Portion Aha-Effekt.
Was bedeutet „lebendige Nahrung“ eigentlich?
Vielleicht hast du den Begriff schon mal gehört – oder in einem Beitrag in unserem Magazin aufgeschnappt: lebendige Nahrung. Klingt erstmal ein bisschen spirituell oder esoterisch, oder?
Ist es aber gar nicht.
„Lebendig“ heißt in diesem Zusammenhang ganz simpel: Das Lebensmittel enthält noch aktive, ursprüngliche Vitalstoffe – also Enzyme, Vitamine, ungesättigte Fettsäuren und sekundäre Pflanzenstoffe, wie sie in der Natur vorkommen. Diese Stoffe sind nicht nur wichtig, sie sind entscheidend. Sie unterstützen deinen Stoffwechsel, deine Verdauung, deine Zellentgiftung, deine Zellregeneration – kurz gesagt: sie helfen deinem Körper, gesund zu funktionieren.
Das Problem? Diese Stoffe sind kleine Sensibelchen. Licht, Luft, Hitze – all das lässt sie ziemlich schnell zerfallen. Und genau das passiert bei der industriellen Verarbeitung. Mehl, das wochen- oder monatelang im Supermarktregal liegt, hat zwar noch Kalorien – aber kaum noch Leben. Das Gleiche gilt für klassische Haferflocken, die gedämpft und haltbar gemacht wurden. Die sind dann zwar ewig lagerfähig, aber im Grunde nur noch Ballast für den Körper – ohne enzymatische Wirkung, ohne frische Energie. Im Gegenteil: sie rauben dem Körper sogar kostbare Vitalstoffe.
Frisch gemahlenes oder frisch gequetschtes Getreide dagegen ist wie eine kleine Vitalstoffbombe – voller Leben, voller Kraft. Und dein Körper merkt den Unterschied. Du wirst länger satt, dein Blutzucker bleibt stabiler, und du gibst deinem Körper wirklich das, was er braucht, um gesund und leistungsfähig zu bleiben.
Und ja – auch Haferflocken gehören dazu. Sobald sie gedämpft, erhitzt oder gelagert werden, verlieren sie ihren lebendigen Charakter. Deshalb predige ich seit Jahren: Flocken, Mehl und Schrot bitte immer frisch machen – kurz bevor du sie brauchst.
Aber was, wenn du keine Flockenquetsche oder Getreidemühle hast?
Dann kommt jetzt der spannende Teil – das Experiment mit Aha-Effekt. Versprochen!
Wie Katalase zeigt, ob ein Lebensmittel noch lebt
Katalase? Das klingt voll wissenschaftlich und somit kompliziert? Mag sein, aber bleibe dran – ich versuche es, so einfach wie möglich zu erklären und habe zur besseren Veranschaulichung sogar ein kleines Video für dich aufgenommen.
Früher – also lange bevor ich in Ernährungsberatungen über Enzyme und Vitalstoffe sprach – arbeitete ich als PTA in Apotheken. Damals war es noch ganz normal, dass wir kleinere Wunden versorgten. Desinfektion war dabei natürlich Standard, und dafür nutzten wir eine 3 %ige Wasserstoffperoxid-Lösung.
Sobald die Lösung auf eine Wunde kam, fing es an zu schäumen.
Ich fand das immer faszinierend und wollte wissen, warum das so ist. Also forschte ich nach – und fand eine Antwort, die ich nie vergessen habe: Verantwortlich dafür ist ein Enzym namens Katalase. Es ist dafür zuständig, Wasserstoffperoxid (H₂O₂) in Wasser und Sauerstoff aufzuspalten. Genau dieser freigesetzte Sauerstoff sorgt für das Blubbern.
Katalase ist in jeder lebendigen Zelle aktiv – egal ob menschlich, tierisch oder pflanzlich. Sie schützt uns vor zu viel Wasserstoffperoxid, das als Abfallprodukt im Stoffwechsel entsteht. In kleinen Mengen ist das kein Problem, aber zu viel davon ist giftig. Katalase sorgt also dafür, dass wir nicht innerlich „verätzen“. Werden Zellen geöffnet, zum Beispiel durch Verletzung, werden auch Enzyme freigesetzt. Auch Katalase.
Das Geniale: Katalase kannst du auch im Alltag sichtbar machen – und zwar genau dann, wenn du wissen willst, ob ein Lebensmittel noch lebt.
Denn wie alle Enzyme ist auch Katalase empfindlich. Wenn ein Lebensmittel industriell verarbeitet, erhitzt oder lange gelagert wurde, ist sie meist zerstört. Ist sie aber noch vorhanden, kannst du sicher sein: Da steckt noch Leben drin – und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch noch andere Vitalstoffe, denn Enzyme sind – soweit heute bekannt – die empfindlichsten Vitalstoffe. Starke Hitze sorgt für den schnellen Tod dieser, Sauerstoff und Licht lassen die Enzyme nach und nach absterben.
Das Experiment – lebendige Nahrung sichtbar gemacht
Wenn du sehen willst, ob ein Lebensmittel noch lebt – dann ist dieses Experiment perfekt!
Alles, was du brauchst, ist ein bisschen Wasserstoffperoxid (frag in der Apotheke nach einer 3 %-Lösung), ein kleines Gläschen und deine Probe, zum Beispiel:
- Industrie-Hafer- oder Dinkelflocken aus dem Supermarkt
- frisch gequetschter Hafer oder Dinkel aus deiner eigenen Flockenquetsche
- Vollkornmehl aus dem Supermarkt
- frisch selbst gemahlenes Vollkornmehl aus deiner eigenen Mühle
- oder ein Getreideprodukt, was zwar von dir selbst bearbeitet wurde, aber vielleicht schon 2-3 Tage alt ist
In meinem Experiment habe ich drei Proben zum Vergleich genommen:
Industrie-Haferflocken, frisch gequetschten Nackthafer und die geschenkten Blue Velvet Urdinkel-Flocken.
So funktioniert’s:
Du gibst jeweils eine kleine Menge deiner Probe in ein Glas und schüttest etwas Wasserstoffperoxid darüber. Dann heißt es beobachten – und staunen – oder auch nicht. Je nachdem.
Was passiert?
Industrieflocken: absolut nichts. Kein Schaum, keine Reaktion. Hier ist die Katalase längst zerstört und wir können davon ausgehen, dass es den anderen Enzymen, den meisten Vitaminen, Fettsäuren und anderen wichtigen Vitalstoffen nicht besser ergangen ist.
Frisch gequetschter Nackthafer: kräftiges Schäumen! Genau so sollte es sein. Das ist ein eindeutiger Hinweis auf Enzymaktivität und Vitalität. Das Enzym Katalase spaltet das Wasserstoffperoxid in Wasser und Sauerstoff auf, ist also noch deutlich aktiv. Wir können davon ausgehen, dass die anderen Enzyme und die anderen licht-, luft- und hitzeempfindlichen Vitalstoffe noch existieren.
Blue Velvet Urdinkelflocken, vor dem Versand (2 Tage) frisch geflockt: und hier kam die Überraschung. Auch sie fingen an zu schäumen. Und ich meine, dass sich die Aktivität der Katalase kaum von der des Nackthafers unterschied. Zumindest nicht optisch. Möglicherweise ist die Konzentration an Vitalstoffen in Urgetreidesorten tatsächlich so hoch, dass sie selbst nach der (schonenden!) Verarbeitung noch nach einigen Tagen mit modernen unverarbeiteten Getreidesorten mithalten können. Aber das ist jetzt nur Spekulation.
Mit so einem kleinen Test kannst du also ganz ohne Labor und Wissenschaftsstudium selbst herausfinden, ob du es mit lebendiger oder toter (leerer) Nahrung zu tun hast. Mit einem Lebens- oder mit einem Nahrungsmittel.
Was du daraus mitnehmen kannst
Das Experiment zeigt etwas ganz Entscheidendes:
Nicht alle Flocken – und auch nicht jedes Mehl – ist automatisch wertlos, nur weil es fertig gekauft wurde. Es kommt darauf an, wie und wann es verarbeitet und wie es verpackt und gelagert wurde.
Viele Hersteller setzen auf Haltbarkeit. Das bedeutet oft: Dämpfen, Trocknen, Hitze, lichtdurchlässige (verbraucherfreundliche und billige) Verpackungen. Und damit auch: Vitalstoffe ade. Das Produkt sieht vielleicht noch gesund aus, liefert aber kaum noch lebendige Energie.
Aber es gibt auch andere – wie die Urkornpuristen*. Unternehmen, die bewusst frisch und schonend arbeiten. Die für Menschen produzieren, die keine eigene Mühle oder Flockenquetsche haben, aber trotzdem Wert auf echte Qualität legen. Produzenten, die mit Respekt und Sorgfalt mit ihren Lebensmitteln umgehen. Die nicht alles hitzebehandeln, nur damit es länger hält. Die Qualität über Haltbarkeit stellen! … und echte Geschenke machen, statt großzügig Lagerleichen zu versenden.
Die Blue Velvet Flocken in meinem Experiment wurden offensichtlich nicht wärmebehandelt. Außerdem wurden sie in eine lichtundurchlässige und der Menge angemessenen Tüte verpackt. All das ist heute selten.
Deshalb lohnt es sich, genauer hinzuschauen.
Frag nach. Lies zwischen den Zeilen. Schau dir die Philosophie eines Unternehmens an. Wenn ein Betrieb auf Frische, kleine Chargen und respektvollen Umgang mit der Natur setzt, dann ist die Chance groß, dass du dort lebendige Nahrung bekommst – auch wenn sie bereits mechanisch verarbeitet wurde.
Ein kleiner Tipp für dich, wenn du keine eigene Mühle zu Hause hast: In einigen Bioläden kannst du dir Getreide direkt vor Ort frisch mahlen lassen. Das ist ein guter Kompromiss, wenn du nicht selbst mahlen kannst oder willst. Und wenn du nicht alles sofort verbrauchst, heb dir ruhig eine kleine Menge davon auf – und mach später dein eigenes Katalase-Experiment damit. So kannst du ganz praktisch testen, wie lange dein Mehl tatsächlich noch lebt.
Denn genau darum geht’s: Bewusstsein schaffen. Hinterfragen. Und wieder ein Gespür dafür entwickeln, welche Lebensmittel deinem Körper wirklich gut tun.
Und was ist aus den geschenkten Flocken geworden?
Ich wollte sie dennoch schnell verarbeiten, um von den wertvollen Inhaltsstoffen zu profitieren. So weichte ich sie sofort nach dem Experiment in Wasser ein. Einen kleinen Teil davon spendierte ich am nächsten Morgen tatsächlich den Hühnern. Das meiste aber wurde zu unserem geliebten Frischkornmüsli weiterverarbeitet.
Fazit: Du darfst wieder neugierig werden
Was dein Körper braucht, ist nicht einfach nur satt machendes Essen. Er braucht Leben. Energie, die nicht auf dem Etikett steht – sondern in den Zellen steckt.
Und genau diese Lebendigkeit kannst du wieder entdecken. Manchmal durch ein simples Experiment. Manchmal durch Fragen an deinen Lebensmittelhändler. Und manchmal durch ein Gespräch, in dem du deinen eigenen Weg zu einer nährenden, natürlichen Ernährung findest.
Du bist jetzt neugierig und hast das Gefühl, da geht noch mehr?
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Denn Ernährung ist mehr als Kalorien und Tabellen. Es ist Verbindung – zu deinem Körper, zur Natur und zu dir selbst.
Ich hoffe, ich konnte dich mit diesem Beitrag ein wenig bereichern. Ich wünsche dir viel Freude beim Entdecken, Ausprobieren und lebendig Essen.

*Ich betone noch einmal: indem ich das Unternehmen, welches mir diese Flocken als Dankeschön für eine Bestellung zukommen ließ, benenne, erhalte ich keinerlei Vorteile. Nach diesem Experiment, finde ich es jedoch umso erwähnenswerter.