“Jeder kann zaubern, jeder kann seine Ziele erreichen,
Hermann Hesse
wenn er denken kann, wenn er warten kann, wenn er fasten kann.”
Einen guten Einstieg für eine Ernährungsumstellung bietet zweifelsohne das Fasten.
Aber auch, wenn du den Sprung in eine vollwertige Ernährung bereits geschafft hast, bringt das regelmäßige Fasten – etwa einmal jährlich – immer wieder eine Grundreinigung deines Körpers und weitere Heilungschancen mit sich. Denn auch wenn du dich schon seit Jahren vitalstoffreich und vollwertig ernährst, finden sich in deinem Darm und anderen verborgenen Winkeln deines Körpers ganz bestimmt immer noch Reste aus alten Zeiten.
Fasten ist zudem etwas Naturgegebenes und nicht in erster Linie etwas Religiöses.
Die natürliche Fastenzeit
Während in unseren Breitengraden den Tieren im Sommer, Spätsommer und Herbst eine Fülle an Nahrung zur Verfügung steht, müssen sie im Winter – sofern sie nicht in den warmen Süden fliegen oder Winterschlaf halten – von ihren im Herbst angelegten Nahrungsvorräten, Fettpölsterchen und den kälte- und frostresistenten Pflanzen, die sich im Winter nicht zurückziehen, sowie Samen, Nüssen und Knollen leben. Würmer und Larven sind im Winter seltenere Schmankerl, und auch die Fleischfresser müssen nach ihren Beutetieren länger Ausschau halten.
Gegen Ende des Winters sind bei vielen Wildtieren die Reserven so gut wie aufgebraucht, das natürliche Nahrungsangebot erreicht seinen Tiefpunkt und der Stoffwechsel der Tiere muss sich für eine Weile neu ausrichten und in eine Art Ruhemodus verfallen.
Dabei macht er das, was der Stoffwechsel vieler Pflanzen schon ab dem Herbst betreibt: er räumt im tiefsten Inneren auf und nutzt die Zeit, in der er nicht ständig damit beschäftigt ist, aufgenommene Nahrung zu verdauen, alte Schlacken abzubauen und kranke Körperregionen zu heilen, damit für den Aufbau neuer Körpersäfte im Frühjahr alles vorbereitet ist.
In Zeiten, wo wir nur in den nächsten Supermarkt gehen müssen, um uns den Bauch vollzuschlagen, vergessen wir leicht, dass auch wir ein Teil der Natur sind und Einkaufsläden, Kühlschränke und die Möglichkeit des Imports von Tropenfrüchten von der Natur nicht für uns vorgesehen waren.
Fasten als natürliches Heilmittel
Da unser Organismus nach dieser natürlichen Nahrungsmittelflaute verlangt, schickt er uns besonders in der fülligen Vorweihnachtszeit und in den letzten Winterwochen gerne so „schöne“ Sachen, wie Magen-Darm-Infekte oder eine Grippe.
Beides führt oftmals zu einer vorübergehenden Appetitlosigkeit, die – vorausgesetzt wir unterdrücken die Symptome nicht mit Medikamenten – ein paar Fastentage mit sich bringt. Außerdem reinigt er sich, je nachdem, entweder über den Darm oder über den Schleim in den Atemwegen und oftmals auch über die Haut durch Schwitzen, wenn das Fieber nachlässt.
Ach ja, Fieber ist übrigens auch eine gute Reinigung. Viele “böse” Bakterien und andere Mikroorganismen sind hitzeempfindlich und werden somit auf ein gesundes Maß reduziert. Zudem wird der Stoffwechsel angeregt, wodurch Reinigungs- und Heilungsprozesse beschleunigt werden.
Kranke und verletzte Tiere werden noch mehr zum Fasten gezwungen als wir Menschen. Instinktiv ziehen sie sich an einen geschützten Ort zurück, sobald sie Schmerzen haben oder sich unwohl fühlen. Sie schlafen oder dösen dann viel, nehmen ihre Krankheit an und warten einfach nur ihre Genesung ab.. Sie nehmen maximal Wasser oder ein paar saftige Pflanzenteile zu sich.
So sollten wir Menschen es während einer Krankheit auch machen.
Der Mediziner Otto Buchinger (Begründer des Heilfastens) formulierte das so:
“Im Fasten verwendet nun der Organismus die sonst für die Verdauung tätigen Energien sofort zur Abheilung der jeweils erkrankten Bezirke unter “sachverständiger” Leitung des “inneren Arztes”, den der alte Paracelsus den “Archaeus”, den Urarzt, nannte.”
Otto Buchinger
Bevor es die ersten Medikamente gab, blieb auch den Menschen im Krankheitsfall oft nichts anderes übrig, als auf ihr Körpergefühl zu hören und entweder teilweise oder komplett zu fasten und abzuwarten, bis sie wieder genesen waren.
Durch die Mobilisierung des “inneren Arztes” wurde zudem das Immunsystem, etwa bei einem Magen-Darm-Infekt oder einer Halsentzündung gestärkt.
So dienen Kinderkrankheiten, wie etwa Windpocken, Scharlach, Röteln, Mumps und Masern ebenfalls der Stärkung des Immunsystems und sollten möglichst medikamentös unbehandelt bleiben. Ruhe, Schlaf und Fasten (bei Kindern bedeutet das: wenig, aber naturbelassene Nahrung zu essen) sind die beste Medizin und bringen gestärkte und “neue” Kinder aus der Krankheit hervor.
Nachdem das Heilfasten durch den Aufschwung der Pharma-Industrie immer mehr an Bedeutung verloren hat – denn schließlich kann man an einem fastenden Patienten nichts verdienen – erfährt es in der der heutigen Zeit wieder größere Beliebtheit.
Das liegt zum einen sicher daran, dass wir im Jahre 2016 in Fülle und Wohlstand leben und immer genug zu essen da ist. Unser Organismus fordert somit wohl sein Urverlangen nach einem Nahrungs- und Genussmittelverzicht für eine bestimmte Zeit ein.
Zum anderen wird Fasten langsam auch wieder als Heilmethode beliebter, da immer mehr Menschen nach neuen Wegen suchen, ihre chronischen Krankheiten zu lindern oder gar zu heilen. Immer mehr Patienten erkennen, dass sie mit Medikamenten nicht wirklich geheilt werden, sondern nur von einer in die nächste Krankheit rutschen. Auch viele Ärzte haben bei der Fülle an neuen chronischen Krankheitsbildern oft keinen Plan mehr, wie sie ihren Patienten helfen könnten und klammern sich an allgemeingültige Leitlinien, die der Individualität eines Patienten nicht gerecht werden können.
Fasten kann konventionelle Therapien unterstützen
Leider werden aber immer noch viele Informationen, besonders wissenschaftliche Belege und Studienergebnisse, die für das Fasten in bestimmten Situationen sprechen, den Medizinern sowie der Allgemeinheit vorenthalten bzw. wird Ärzten, die diese Methode z.B. bei Krebspatienten ausprobieren möchten, gedroht, dass sie ihre Approbation verlieren, wenn die Sache schief geht. Wenn eine aggressive Chemotherapie nach den bisher üblichen Methoden schief geht – wie es tagtäglich passiert – ist es (rechtlich gesehen) nicht so schlimm für den Arzt.
Ich möchte deshalb besonders schwerkranken Menschen raten, sich unbedingt selbst auf den Weg zu machen, und nach wirtschaftsunabhängigen Heilmethoden zu suchen.
So hat der amerikanische Wissenschaftler Valter Longo herausgefunden, dass Fasten die Nebenwirkungen einer Chemotherapie deutlich verringert, da gesunde Zellen evolutionsbedingt während einer Fastenzeit eine Art Zellschutz ausbilden, während Krebszellen über diese Fähigkeit nicht verfügen.
Dieses wurde nicht nur an Mäusen, sondern inzwischen auch schon an einigen Patienten erfolgreich getestet.
Da die Pharma-Industrie jedoch nicht nur an der Chemotherapie verdient, sondern vielfach auch an den ganzen Medikamenten, die die Nebenwirkungen der Chemotherapie lindern sollen, werden solche großartigen Entdeckungen nicht so schnell und gut vermarktet, wie etwa ein neues Arzneimittel.
Derweil rät man den Chemo-Patienten immer noch genau das Gegenteil: sie sollen vor der aggressiven Therapie möglichst viele Kalorien zu sich nehmen, damit sie etwas “zum Zusetzen” haben, falls die Nebenwirkungen – zu denen auch Appetitlosigkeit und Erbrechen gehören – zu stark werden.
Fasten läutet einen Neubeginn ein
Aber was auch immer deine Motivation ist, zu fasten – ein bewusster Verzicht auf Nahrung wird in deinem Körper viel erneuern. Alle Organe und dein kompletter Bewegungsapparat werden bedeutend entlastet und können sich erholen. Ein gestörter Stoffwechsel normalisiert sich. Die Lebenskräfte werden angeregt!
Ablagerungen in deinen Kapillaren und im Bindegewebe können durch Fasten abgebaut werden, wodurch eine bessere Durchblutung im gesamten Körpergewebe erreicht wird.
Die Autophagie – ein körpereigenes Recyclingprogramm in den Zellen – läuft auf Hochtouren und macht aus alten und kranken Zellbestandteilen neue und frische Zellorganellen, die die Zellen wieder besser funktionieren lassen.
Durch eine Fastenkur lernst du, deinem Körper mehr zu vertrauen, denn du wirst die Erfahrung machen, dass du ohne Nahrung mindestens dieselbe Leistung erbringen kannst, wie sonst auch und dass eine sog. „energiereiche Nahrung“ weitaus weniger Energie liefert als ein Nahrungsverzicht.
Nach einer Fastenzeit sollte sich auf jeden Fall eine bewusste und vitalstoffreiche Vollwertkost anschließen und lebenslang beibehalten werden! Nur so kann eine dauerhafte Heilung und ein dauerhaft gesundes Leben erreicht werden!
Kann jeder fasten?
Es gibt nur wenige Grunderkrankungen, die ein Fasten ausschließen. Dazu gehören in erster Linie Essstörungen. Auch eine sehr fortgeschrittene Kachexie (=Auszehrung), wo der Patient keinerlei Reserven mehr zu bieten hat und sehr geschwächt ist, verbietet ein Fasten. Hier sollte der Organismus mit einer vitalstoffreichen Vollwertkost zunächst aufgebaut und gestärkt werden. In sehr schweren Fällen lohnt sich auch eine Therapie mit frisch gepressten Rohsäften.
Werden regelmäßig Medikamente genommen, muss bei einer beabsichtigten Fastenkur zusammen mit dem Arzt die Dosis verringert werden. Eventuell können für diesen Zeitraum auch Medikamente gänzlich weggelassen werden.
Da Fasten maßgeblich die Stoffwechsellage verbessert, können auch Diabetiker davon profitieren. Wer allerdings Insulin spritzen muss, darf keinesfalls ohne ärztliche Aufsicht fasten. Fastenleiterinnen und Fastenleitern, die zwar ärztlich geprüft wurden, aber selbst keine Ärzte sind, dürfen insulinabhängige Diabetes-Patienten nicht bei ihrem Fastenvorhaben begleiten.
Die meisten chronisch kranken Menschen werden allerdings mit Sicherheit von einem bewussten Fasten gesundheitlich profitieren. Im Übrigen wurden auch schon seelische Erkrankungen, wie etwa Depressionen durch Fasten geheilt.
Liegt eine chronischen Grunderkrankung oder eine geistig-seelische Erkrankung vor, ist das Fasten unbedingt unter ärztlicher Aufsicht durchzuführen.
Da der Stoffwechsel bei Kindern anders funktioniert, als bei Erwachsenen sollten Kinder nicht mehr als 2 Tage komplett auf Nahrung verzichten. Keinesfalls sollen Kinder zum Fasten gezwungen werden. Bei akuten Erkrankungen, die eine länger als 2 Tage andauernde Appetitlosigkeit mit sich bringen, sollten leicht verdauliche Speisen aus naturbelassenen Lebensmitteln, wie geriebenes rohes Obst und Gemüse oder frisch gepresste Säfte sowie Gemüsebrühe mit etwas Gemüseeinlage oder auch frisch zubereitete Smoothies (schluckweise trinken!) gereicht werden.
Kann ich jederzeit mit dem Fasten beginnen?
Akute Krankheiten können dich von einem Tag auf den anderen zum Fasten zwingen. Allerdings sorgt das schlechte Allgemeinbefinden dafür, dass es für dich kein Problem darstellt. Außerdem sind akute Krankheiten auf wenige Tage begrenzt.
Möchtest du jedoch bewusst und selbstbestimmt eine längere Zeit fasten, solltest du dich geistig über einen längeren Zeitraum darauf einstellen und dein Leben so planen, dass du dich in dieser Zeit, besonders in den ersten 4 Tagen, viel mit dir selbst beschäftigen kannst. Auch längere Zeiten für die Körperpflege, Ruhepausen und ausreichend Zeit für Bewegung an frischer Luft müssen eingeplant werden.
Besonders, wenn du noch Zivilisationskost zu dir nimmst, ist eine vorherige Entsäuerung oder eine Zeit des Basenfastens sehr sinnvoll, da während des Fastens noch mehr Säure anfällt und Säure zu Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen, sowie Übelkeit und Heißhunger führen kann.
Besteht ein besonders hoher Leidensdruck, sind die Chancen groß, die Fastentage auch ohne längere Vorbereitung durchzustehen. Du solltest vorher lediglich wissen, was dich bei einem längeren Nahrungsentzug alles erwarten kann und wie und mit welchen Maßnahmen du diese Zeit sinnvoll begleitest.
Gibt es eine „beste“ Fastenzeit?
Wann du fastest ist im Prinzip egal.
Wenn du planst, deine Ernährung so schnell wie möglich umzustellen oder dich eine chronische Krankheit plagt, der du lieber heute als morgen zu Leibe rücken möchtest, dann ist jetzt der beste Zeitpunkt, um zu fasten.
Wenn du aber nach dem idealen Zeitpunkt im Jahreskreis suchst und keine zwingenden Umstände bestehen, empfehle ich dir einen Zeitraum in der christlichen Fastenzeit (von Aschermittwoch bis Ostersonntag) oder kurz danach, da hier ja auch das naturgemäße Fasten stattfindet und bald darauf auf der Wiese, aber auch in den Geschäften, viele einheimische grüne Salate und Kräuter zu finden sind, die den Blutaufbau anschließend in besonderem Maße fördern. (Siehe hierzu auch meinen Beitrag „Die Macht der grünen Blätter“)
Zusätzlich kann auch ein Fasten im Spätherbst Sinn machen, um das Immunsystem zu stärken und den typischen Winterkrankheiten vorzubeugen.
Fastenreise oder Fasten im Alltag?
Begleitete Fastenreisen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Auch ich gönne mir diesen Luxus einmal jährlich, in einem anderen Klima als meinem Heimatklima, fernab von meiner Großfamilie und allen Belangen, die diese mit sich bringt, mich komplett ein paar Tage auf mich selbst zu konzentrieren und meinem Körper so viel Aufmerksamkeit zu widmen, wie sonst nie!
Selbstverständlich kannst du auch zu Hause fasten.
In einer Familie, die bekocht werden muss und dir nur wenig Zeit und Raum für dich selbst lässt, bedeutet das, etwas mehr Kraft für deine Selbstdisziplin aufzubringen. Aber auch Singles sind meiner Erfahrung nach zu Hause selten frei von gesellschaftlichen Erwartungen. Auch musst du dich immer selbst motivieren, an die frische Luft zu gehen und für ausreichend Bewegung zu sorgen, da sonst die Stoffwechsel-Endprodukte aus den Gelenken, Atemwegen und dem Bindegewebe nicht richtig ausgeschieden werden, die Muskeln abgebaut werden und das alles zu unnötig belastenden Begleiterscheinungen führen kann.
Fastenanfängern kann eine begleitete Fastenkur oder Fastenreise zudem die nötige Sicherheit geben, denn ausgebildete Fastenbegleiter haben immer natürliche Mittel auf Lager, die eventuell auftretende Symptome sanft lindern können. Auch können sie einschätzen, ob sie dir bei bestimmten Beschwerden Mut zusprechen müssen, damit du nicht aufgibst, oder ob tatsächlich ein Fastenbrechen oder eine ärztliche Versorgung von Nöten ist.
Noch etwas selten, aber auch im Kommen sind ambulante oder gar Online-Fastenkurse, bei denen du zu Hause im gewohnten Umfeld oder sogar während du arbeiten gehst, fasten kannst.
Was für einige unvorstellbar klingt, hat sich bei mir in Selbsterfahrung mindestens genauso vorteilhaft wie eine Fastenreise entpuppt.
Da ich gerne 2x jährlich faste, aber es nicht organisiert bekomme, 2x im Jahr alleine wegzufahren, habe ich es irgendwann gewagt, im Herbst zu Hause zu fasten.
Es ist wichtig, dass man sich dann die Ruhe- und Bewegungsphasen fest einplant und diesen Plan auch einhält!
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist zweifelsohne, dass eine gesunde Ernährung durch das Alltagsfasten viel besser erreicht werden kann.
Warum ist das so? Weil man von einer Fastenreise zwar mit tausend guten Vorsätzen im Gepäck nach Hause kehrt, aber ganz vergessen hat, wie sich der Alltag anfühlt! Wieder zu Hause angekommen, lauern dort auch die altbekannten und routinierten Muster und nehmen einen sofort wieder in Beschlag.
Nimmt man sich allerdings mitten im Alltag vor, ungünstige Gewohnheiten abzulegen, fallen einem oft die richtigen Strategien ein. So manch einer entrümpelt während des Fastens seine Küchenschränke und trennt sich von ungesunden Dingen. Das Loslassen bzw. Entsorgen liebgewonnener Dinge geht beim Fasten viel leichter!
Aber wie du es auch angehst! Ich wünsche dir, viele gute Fastenerfahrungen!
Quellen:
Dr. M.O. Bruker – “Fasten – aber richtig”*
http://www.fastenzeit.com/
Arte Doku “Fasten und heilen”