Wer war eigentlich Galina Schatalova – und warum inspiriert sie mich heute noch?
Galina Schatalova (1916 – 2011) war vieles – aber definitiv keine Frau, die halbe Sachen machte. Sie war eine sowjetische Ärztin, Neurochirurgin und Wissenschaftlerin, aber vor allem war sie eine echte Grenzgängerin, die mich bis heute fasziniert. In einer Zeit, als die Medizin begann, vor allem auf Apparate und Medikamente zu setzen, stellte sie eine mutige Frage: „Was, wenn wir unseren Körper gar nicht heilen müssen – sondern einfach nur aufhören sollten, ihn ständig zu überfordern?“
Als Militärärztin und später Expertin für Hirnchirurgie hätte sie es sich bequem machen können. Doch Galina wollte mehr. Sie wollte wissen, was uns wirklich gesund hält – ohne ständige Arztbesuche und Medikamente. Ihre Forschung brachte sie zu einer klaren Erkenntnis: Unsere moderne Lebensweise, besonders unsere Ernährung, macht uns krank.
Daraus entwickelte sie ein außergewöhnliches Gesundheitskonzept, das ich sehr inspirierend finde: einfache, pflanzliche Ernährung, bewusstes Leben, Bewegung und innere Balance. Sie veröffentlichte Bücher, hielt Vorträge und wurde zur Vordenkerin eines Lebensstils, der damals als radikal galt, heute aber aktueller denn je ist.
Ihr bekanntestes Buch „Wir fressen uns zu Tode“ klingt provokant – und genau das sollte es auch sein. Galina wollte wachrütteln, und mich persönlich hat sie genau damit erreicht.
„Wir fressen uns zu Tode“ – was Galina damit meinte (und warum es mich überzeugt)
Galinas Botschaft ist klar und unbequem zugleich: Wir essen nicht zu wenig, sondern viel zu viel – zu oft, zu durcheinander, zu unnatürlich. Auch, wenn ich inzwischen eine sehr natürliche, pflanzenbasierte Ernährung pflege, fühle ich mich bei den Worten „zu viel“ und „zu oft“ ertappt.
Galinas Meinung nach ist unser ständiger Zugriff auf Essen keine Errungenschaft, sondern eine Belastung für Körper und Geist.
Was mir an Galina besonders gefällt, ist ihre Sichtweise auf unseren Körper. Sie betrachtete ihn nicht als Maschine, die ständig Treibstoff braucht, sondern als fein abgestimmtes System, das mit weniger, aber hochwertiger Nahrung viel besser funktioniert.
Ihr Argument hat mich überzeugt:
Der Verdauungsprozess ist aufwendig. Wer ständig isst, zwingt den Körper in einen permanenten Betriebszustand – das kostet Energie, belastet Organe, schwächt das Immunsystem.
Sie schrieb sinngemäß:
"Nicht die Nahrung ist es, die uns erhält, sondern das, was unser Körper daraus macht. Und je weniger Müll wir ihm geben, desto besser arbeitet er."
Galina Schatalova
Heute empfinde ich ihre Sichtweise relevanter denn je, gerade wenn ich sehe, wie viele Menschen um mich herum sich von Arztbesuch zu Arztbesuch schleppen oder ständig mit ihrem Gewicht kämpfen. Ihre Botschaft, die mich tief berührt, lautet:
Essen ist kein Lifestyle. Es ist eine Notwendigkeit – und sollte mit Respekt behandelt werden.
Was Extremwanderungen über unsere wahren körperlichen Grenzen verraten
Wie ernst Galina Schatalova ihre Überzeugungen nahm, zeigte sie nicht nur in Büchern, sondern auch ganz praktisch. In den 1980er-Jahren organisierte sie mehrere Langstreckenmärsche durch extreme Landschaften wie die Wüste Karakum und das Kaukasusgebirge. Die Teilnehmer waren Freiwillige, die ihre Philosophie teilten und täglich bis zu 30 Kilometer liefen – unter extremen Bedingungen wie großer Hitze oder auf über 3.000 Metern Höhe.
Dabei lag die tägliche Nahrungsaufnahme oft unter 300 Kalorien. Statt Brot, Fleisch oder Energieriegeln gab es lediglich Nüsse, getrocknete Früchte, Buchweizen, Wasser und gelegentlich Kräutertee.
Die Idee dahinter:
Den Körper nicht überversorgen, sondern ihm zutrauen, sich selbst zu regulieren.
Diese Touren waren nicht als Alltagsempfehlung gedacht, sondern sollten eindrucksvoll zeigen: Wenn der Körper trainiert und bewusst behandelt wird, kann er weitaus mehr leisten, als wir normalerweise annehmen. Alle Teilnehmer erreichten das Ziel gesund und hatten teilweise sogar an Gewicht zugelegt.
Für mich unterstreicht das deutlich, wie selten wir unsere wahren körperlichen Grenzen erleben, weil wir meist im Überfluss leben.
Was wir aus Galina Schatalovas Philosophie in unseren Alltag mitnehmen können
Keine Sorge, du musst nicht in die Wüste gehen, um von Galina Schatalova zu lernen – ich auch nicht. Ihre Botschaft ist vor allem ein Plädoyer für mehr Bewusstsein im Umgang mit uns selbst:
Einfacher essen: Bewusster, naturbelassener und nur so viel, wie wir wirklich brauchen.
Hunger neu kennenlernen: Nicht aus Langeweile oder Stress essen, sondern auf echte Bedürfnisse achten.
Bewusst bewegen: Nicht um Kalorien zu zählen, sondern um wieder im eigenen Körper anzukommen.
Reize reduzieren: Weniger Snacks, weniger Unterhaltung – mehr Ruhe und Klarheit.
Dem Körper vertrauen: Er kann viel mehr, wenn wir ihn lassen.
Gerade am Ende der Fastenzeit kann das ein wertvoller Impuls sein: Fasten muss kein einmaliges Ritual bleiben. Es kann der Anfang sein für einen achtsameren Umgang mit dir selbst – ohne Verbote, aber mit Klarheit.
Fazit & Ausblick: Was bleibt – und wie es weitergehen kann
Am Ende der Fastenzeit steht oft eine leise Frage im Raum: Wie viel vom bewussten Umgang mit Nahrung oder anderen Luxus-Gütern, nehme ich mit in meinen Alltag?
Galina Schatalova war keine Frau der halben Sachen. Ihre Ansichten waren konsequent, ihre Praxis ungewöhnlich – aber ihr Kernanliegen ist zeitlos:
Der Mensch braucht weniger, als er glaubt. Und er gewinnt mehr, wenn er sich daran erinnert.
Vielleicht ist heute, am Karfreitag, der richtige Moment, um genau das mitzunehmen:
Nicht als strenges Konzept. Sondern als Einladung, auch nach der Fastenzeit bewusster zu leben – mit mehr Klarheit, Einfachheit und Vertrauen in den eigenen Körper.
Was, wenn du mit weniger wirklich mehr erreichen könntest?

Quellen:
Galina Schatalova „Wir fressen uns zu Tode“