Was ist Scheinfasten? – Ein cleverer Trick mit Kalorien
Scheinfasten – das klingt fast poetisch. Aber was bedeutet es konkret? Im Kern geht es um Programme, die mit gezielt reduzierten Kalorien (meist zwischen 600–800 kcal pro Tag) über fünf Tage hinweg den Fastenmodus im Körper „simulieren“ sollen. Angeblich sollen diese kleinen Mengen an Suppe, Nüssen, Smoothies und Riegeln den Organismus austricksen: Er „glaubt“, er faste – obwohl er Kalorien bekommt.
Dieses Konzept basiert auf der Idee, dass bestimmte Nährstoffprofile (wenig Eiweiß, wenig Zucker) Prozesse wie Autophagie, Fettverbrennung und Zellregeneration anstoßen können, ohne dass man tatsächlich auf feste Nahrung verzichtet. Klingt komfortabel: Fasten, ohne zu fasten. Abnehmen, ohne zu hungern. Heilen, ohne zu verzichten.
Doch schon hier lohnt sich die Frage: Ist das noch Fasten – oder einfach eine hypokalorische Diät mit neuem Etikett?
Wer steckt dahinter? – Wenn Fasten-Experten plötzlich verkaufen
Besonders pikant finden wir, dass einer der bekanntesten Fürsprecher des Scheinfastens niemand Geringerer ist, als Prof. Dr. Andreas Michalsen. Ja, genau der Michalsen, der 2017 mit seinem Bestseller „Heilen mit der Kraft der Natur“ das klassische Heilfasten aus der verstaubten Naturheilkundeecke holte und ihm frischen wissenschaftlichen Glanz verlieh. Und genau dieser Michalsen verkauft jetzt, 2025, ein eigenes Buch mit dem Titel „Scheinfasten“¹ – samt passender Programme und Produkte, die er zusammen mit dem Startup-Unternehmen Salufast vertreibt².
Das wirft Fragen auf. Wie passt das zusammen? Kann man einerseits die Kraft des echten Fastens preisen, das von Einfachheit, Disziplin und Reduktion lebt – und gleichzeitig „Fastenpakete“ bewerben, die das Prinzip komplett aufweichen? Ist das noch authentisch? Oder einfach ein cleveres Geschäftsmodell, das von Michalsens Glaubwürdigkeit lebt?
Wir meinen: Wer Produkte für ein „Fasten ohne Fasten“ verkauft, verabschiedet sich vom Kern des Heilfastens. Und das sollten wir offen ansprechen – auch (und gerade), wenn große Namen dahinterstehen.
Warum Scheinfasten nichts mit echtem Fasten zu tun hat
Fasten bedeutet: keinen Input. Keine Kalorien, keine Reize, kein Essen. Es ist ein Zustand, der den Körper zwingt, sich nach innen zu wenden – Fettreserven zu mobilisieren, Reparaturmechanismen zu aktivieren, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Nicht umsonst sprechen wir beim Heilfasten von einem Prozess, der weit über die reine Stoffwechselfrage hinausgeht: Es ist körperlich, emotional, spirituell.
Scheinfasten hingegen ist eine kontrollierte, kalorienreduzierte Diät. Es gaukelt dem Körper vor, im Fastenmodus zu sein, liefert ihm aber permanent kleine Mengen an Energie. Ja, vielleicht werden bestimmte biochemische Prozesse aktiviert. Aber das, was Fasten wirklich ausmacht – der konsequente Verzicht, die geistige Klärung, die Unabhängigkeit von Mahlzeiten, die Loslösung vom Konsum – fehlt völlig.
Scheinfasten ist kein Fasten. Es ist eine Strategie, mit der wir versuchen, die unangenehmen Seiten des Fastens zu umgehen, ohne auf seine Effekte zu verzichten. Doch wie oft funktioniert so ein Trick wirklich? Und wo beginnt dabei die Selbsttäuschung?
Was wir aus naturheilkundlicher Sicht kritisieren müssen
Aus naturheilkundlicher Perspektive ist Fasten weit mehr als nur ein biochemischer Trick. Es geht nicht nur darum, bestimmte Marker im Blut zu verändern oder kurzfristig Gewicht zu verlieren. Es geht um einen tiefen Prozess der Entlastung – für den Körper, den Geist, die Emotionen. Fasten bedeutet, sich bewusst aus dem Strom der Reize und Gewohnheiten herauszunehmen, auf Konsum zu verzichten und dem Körper die Gelegenheit zu geben, sich selbst zu regulieren.
Scheinfasten ignoriert genau diesen Aspekt. Es macht aus einer alten Heilkunst ein vermarktbares, kontrollierbares Programm. Statt Eigenverantwortung und Achtsamkeit zu fördern, liefert es einen bequemen Weg, um angeblich dieselben Effekte zu erzielen – ohne die Konsequenz, die echtes Fasten erfordert. Aus dem naturheilkundlichen Blickwinkel ist das nicht nur eine Verwässerung des Begriffs. Es ist eine Missachtung der tieferen Ebenen, auf denen Fasten wirkt.
Wir müssen uns fragen: Wollen wir wirklich alles so „optimieren“, dass wir es konsumierbar machen? Oder sollten wir nicht gerade die Praktiken schützen, die uns lehren, mit weniger auszukommen?
Für wen ist Scheinfasten (nicht) sinnvoll?
Scheinfasten wird gerne als Allround-Lösung verkauft: für alle, die sich nicht ans „richtige“ Fasten herantrauen, die nicht hungern wollen oder glauben, in ihrem Alltag keine mehrtägige Fastenkur unterbringen zu können. Angeblich ist es ideal für Berufstätige, für Menschen mit wenig Zeit, für alle, die sich sanft an die Fasteneffekte herantasten wollen.
Doch genau hier liegt das Problem. Scheinfasten suggeriert, man könne die Wirkung echten Fastens haben – ohne sich den damit verbundenen Herausforderungen zu stellen. Für Menschen, die wirklich eine tiefgreifende gesundheitliche Umstellung brauchen, die ihren Stoffwechsel regenerieren oder emotionale Lasten abwerfen möchten, ist Scheinfasten kein Ersatz. Es bleibt an der Oberfläche.
Besonders kritisch sehen wir es bei Menschen mit metabolischen Erkrankungen, chronischem Stress oder hohem Übergewicht, die hoffen, mit „Fasten light“ echte Heilungsprozesse anzustoßen. Ohne klare Ernährungsumstellung, ohne langfristige Veränderungen und ohne echte Entlastung wird sich hier wenig bewegen.
Scheinfasten kann für neugierige, gesunde Menschen ein Experiment sein – aber es sollte niemals als Ersatz für konsequentes Fasten verstanden werden.
„Mach es nach, aber mach es richtig nach.“
Samuel Hahnemann
Fazit: Warum wir ursprüngliches Fasten verteidigen
Fasten ist kein Trend, kein Trick und kein Produkt. Es ist eine uralte Praxis, die sich seit Jahrtausenden bewährt hat – genau deshalb, weil sie ursprünglich ist. Weil sie von uns fordert, aus der Komfortzone auszubrechen, auf Konsum zu verzichten und uns selbst zu begegnen. All das lässt sich nicht in Suppenpäckchen, Smoothies oder Fastenboxen verpacken.
Scheinfasten ist clever vermarktet, ja. Aber es hat mit echtem Fasten wenig zu tun. Wer glaubt, sich die Effekte des Fastens „erkaufen“ zu können, ohne den Weg zu gehen, irrt. Wir verteidigen das ursprüngliche, unverfälschte Fasten, weil es mehr ist als nur Biochemie: Es ist eine Erfahrung, eine Schule der Achtsamkeit, ein Weg zu innerer Klärung.
Wenn du bereit bist, diesen Weg zu gehen – ohne Abkürzungen und ohne Schönfärberei – dann laden wir dich herzlich ein, mit uns zu fasten. Nicht scheinbar. Sondern wirklich.

Entdecke unsere ursprünglichen Fastenangebote
Hier geht es nicht um Päckchen, Pulver oder Programme. Hier geht es um dich. Um deinen Körper, deinen Geist, deinen Weg zu mehr Klarheit, Leichtigkeit und Gesundheit.
Fasten im Wandel
Dieser Magazin-Beitrag ist Teil unserer 7-teiligen Beitragsserie über „Fasten im Wandel – Zwischen Heilkraft und Hype“.
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- Einleitung
- Teil 1: Intervallfasten – Heilfasten light oder Etikettenschwindel?
- Teil 2: Scheinfasten – Wenn Kalorien zählen, aber nicht sichtbar sein sollen
- Teil 3: Keto-Fasten und exogene Ketone – Ketose ohne Fasten?
- Teil 4: Der neue Fastencode – Kaffee trinken, Darm nicht reinigen: Revolution oder Rückschritt?
- Teil 5: Smoothie- und Saftfasten – Detox oder Zuckerfalle?
- Teil 6: Autophagie-Hacks – Wenn der Körper sich selbst essen soll (aber bitte bequem)
Teil 7: Heilfasten bleibt radikal – und gerade deshalb wirksam